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RED ALERT - Rock n Roll, Boybands im Kopf & die Sache mit dem Besenstiel

Eine Band der ersten Stunde wirft dieser Tage zum Nice Price drei ihrer frühen Kult Alben, zusammengefasst auf einer Doppel CD, auf den Markt. Grund genug mit Sänger Steve über Vergangenes, Aktuelles, Kommendes und darüber, wie man grundsolide Berliner, auf Jahre traumatisiert zu sprechen..

Markus: Hallo Steve! Die Red Alert Kult Alben “Beyond the Cut”/ ”Blood sweat `n` Beers” & “Drinking with..” werden dieser Tage als schicke Doppel CD auf KB Records wiederveröffentlicht – Erzähl uns etwas über dieses Projekt, das Freunden der Band, wie auch Sammlern die Chance einräumt Drei Alben auf einen Schlag zum fairen Preis abzugreifen!

Steve: Pascal hatte uns kontaktiert und gefragt, ob die Alten Stücke neu veröffentlicht werden könnten und wir waren froh, dass die Chance gegeben war, da uns auch die alten Stücke sehr wichtig sind und so auch jüngere Leute die Chance haben diese Stücke und Alben ohne Probleme zu bekommen.

http://youtu.be/JL21NmgyPFM

Markus: Red Alert ist eine der ersten Bands der Streetpunk/Oi! Welle gewesen, aber auch eine die Mitte der 80er schon wieder Ihr eigenes Schaffen zu Grabe trug. Es heißt Ihr wäret von der damaligen Oi! Szene recht desillusioniert gewesen. Stimmt das? Was waren die Gründe damals?

Steve: Im Grunde war folgendes passiert: Die meisten in der Band hatten eine Familie gegründet, mit Frauen und Kindern. Darüber ging das Interesse an der Band verloren, was ein böser Fehler war, den wir später bereut und die Band aus diesem Grund 1989 wieder reformiert haben.

Markus: Ende der 80er waren Red Alert also wieder zurück, gab es besondere Gründe, weshalb ihr die Band unter diesem Namen unbedingt weiterführen wolltet, trotz der Auflösung ein paar Jahre zuvor?

Steve: Das ist schnell erklärt: Uns wurde klar, wie sehr wir die Band und die Szene geliebt haben, also kamen wir wieder zusammen.

Markus: Die Band war von Anfang an klar antifaschistisch ausgerichtet, was –grade in den 80ern- nicht unbedingt das selbstverständlichste war. Hat Euch das damals Probleme gebracht, in einer Szene wie den 80ern, in denen die Grenzen des politischen so verlaufen waren, dass viele Leute kein Problem damit hatten beispielsweise auch Skrewdriver Konzerte zu besuchen..

Steve: Wir haben nie verstanden, dass jemand einen anderen Menschen hassen kann, nur weil er eine andere Hautfarbe hat oder aus einem anderen Land kommt. Wir sind einfach ganz normale Leute, die wirklich mit niemandem ein Problem haben, das ist für uns eine grundsätzliche Sache/ Einstellung und ich denke, dass sich diese Ansicht auch in unserer Band wiedergefunden hat. Rassismus und Faschismus sind die niedersten Formen der Menschlichen Art. Arme Idioten, die kein Leben haben. Niemand mit rassistischen oder faschistischen Ansichten ist bei Red Alert willkommen. Ja, wir hatten damals einiges an Negativem wegen diesen Ansichten erfahren, aber das hat nichts daran geändert, wie wir die Dinge sehen und gesehen haben.

http://youtu.be/IJBGzAMdL34

Markus: Wenn wir über das Thema “Rechts” sprechen kommen wir zwangläufig auch auf die NS Band Skullhead, die einen Eurer Songs („wish the lads were here”) gecovert haben, der im Anschluss dann auch von mehreren anderen Bands dieser Richtung gecovert wurde. Was denkst Du darüber?

Steve: Nun ja, es war ein Red London Song an dem der Typ, der später bei Skullhead Schlagzeug spielte einige Zeilen des Songs mitgeschrieben hat, als er noch bei Red Alert war. Das war der Grund wieso das passierte. Persönlich kann ich sagen, dass ich nicht glücklich darüber bin, wenn eine Rechte Band einen Red Alert Song covert. Solche Wichser sind Nichts in unseren Augen.

Markus: Wie Du schon sagtest, Skullhead kamen ebenfalls aus Sunderland. Habt Ihr Euch gekannt? Ich meine, wie kann eine Band mit Hakenkreuztattoos einen Song einer offen antifaschistischen Band covern, ohne dabei den Gegensatz darin zu sehen..

Steve: Siehst Du, genau das zeigt Dir wie krank dieser Vollidioten sind.. Sie haben nichts im Kopf.

Markus: Zurück zu angenehmeren Themen: Die Mitglieder von Red Alert haben zeitweise auch in anderen Bands gespielt, als da wären z.B. Cockney Rejects, Red London und Angelic Upstarts – ist Red Alert eine Art „Allstar Band”, ohne das jemals selbst wirklich geplant zu haben?

Steve: Die anderen Jungs bei Red Alert haben immer gefragt, ob es O.K. wäre in anderen Bands zu spielen. Ich denke, dass sie echt talentiert sind und frage mich, wieso dieses Glück an mir vorbeigegangen ist, haha. Wir sind aber keine Superstars oder Egomanen in der Band, mein Freund, wir mögen es uns zu betrinken, Musik zu machen und die Frauen sind auch nicht so schlecht, aber lass’ das bitte nicht Meine Frau hören!

Markus: Kein Problem, wir können schweigen.. In den 90ern habt Ihr den Blick etwas auf mehr Pop Musik gerichtet, es gab sogar eine Coverversion eines Bon Jovi Songs. Was war der Grund sich vom Punk zu entfernen und sich etwas mehr in Richtung Mainstream und der gern genannten „Adult Rock Orientated Music“ zuzuwenden?

Steve: Wir sitzen nicht zu Hause und hören 24 Stunden am Tag / 7 Tage die Woche nur Punk Rock. Wir hören uns alles an Musik an, wie die meisten Punk & Oi! Bands, die es aber vielleicht nicht so offen zugeben. Wenn Du bei mir zu Hause bist wirst du alles an Musik finden, von klassischem Zeug bis zu Boy Bands. Auf Tour mische ich mir das alles wild zusammen und gebe es mir dann auf dem auf dem Kopfhörer, das entspannt mich.

http://youtu.be/Rm1-o98NBvE

Markus: Ich erinnere mich, dass die Kollegen des Skin up Fanzine (r.i.p.) in den 90ern einen Tour Report von Euch veröffentlichten und sie absolut schockiert von Euch und den Dingen waren, die Ihr im Suff angestellt habt. Von Nackten Männern, unsachgemäßem Gebrauch von Besenstilen und plakativer Freizügigkeit war da die Rede. Schlussendlich waren die Skin Up Leute auf Jahre traumatisiert und psychisch am Ende – Was hat die Berliner Kollegen damals so auf die Bretter geschickt?

Steve: That's how we roll on tour, mate! Can't beat a good broomstick in den Arsch! Unsere Band ist auf dem Grundprinzip “Spaß” aufgebaut. Wir mögen es nicht etwas aufgezwungen zu bekommen und zwingen selbst niemandem etwas auf, die Leute sollten also echt locker sein, oder besser die nächste Red Alert Show auslassen.

Markus: O.K, weg von den Besenstielen, was können wir in Zukunft von Euch erwarten?

Steve: Das gleiche wie vorher, Kumpel! Aufnehmen und touren, solange wir das können. Ich habe jetzt einige jüngere Leute in der Band, ich denke es kann noch sehr lange genau so weitergehen.

Markus: Hast Du noch was wichtiges loszuwerden?

Steve: Ich möchte all unseren Fans weltweit danken, besonders in Deutschland, da es das Land ist, in dem wir am liebsten spielen. Die Versorgung auf den Gigs dort ist die Beste in der Welt. Gruß an Euch alle, wir sehen uns bald – und ich hätte gerne ein Beck’s!

http://youtu.be/Mx9SFIAr9vY

(das Interview erschien im Original um 2011 herum im Bandworm/KB Records Mailorder Magazinteil, die geplanten Wiederveröffentlichungen sind bis heute nicht erschienen)