Eine deutsche HC Punk Legende meldet sich zurück! Nach 6 Jahren Pause präsentieren die Lieblingskinder des deutschen HC-Punks ihr 8. Studioalbum. Ein ordentlicher Schuss Punkrock schwingt bei Stücken wie „Stacks & Piles“ / „Meet me in the Middle“ / „Black in a Rainbow“ / „Choose not to look“ und dem scheppernden „Legend of the honest Man“ mit, ohne dabei das Primärziel an Härte und Melodie zu verlieren. Einen gewaltigen Pluspunkt gibt es für die Produktion, denn hier hört man endlich mal wieder NICHT überproduzierte Aufnahmetechnik und steril ersticktes Studiomaterial, sondern genau so können wir uns das alle auch live im verschwitzen Club und nicht ruhendem Pit vorstellen! „A Columbus Feeling“ wurde lange erwartet und Fans der Spermbirds dürften damit nicht enttäuscht werden. Ein schönes, 13 Titel starkes, Old-School Album heutiger Zeit, mit hörbar viel Spaß, dass darauf wartet live auf die Bühnen zu springen und dort seine volle Wirkung zu entfalten! 4/7
RESPEKT! Wieder mal ist damit ALLES gesagt, was auch diesen neuen Output der Lammkotzer angeht. Immer noch wird bei vielen der Name eher verwunderlich wirken – um so positiver wird auch hier wieder jedem (an dem die Band bisher her – UNVERSTÄNDLICHERWEISE- vorbeigegangen ist) auffallen, dass hier nicht nur die Mucke amtlich im Takt schwingt, sondern auch noch jeder textliche Tritt sitzt, wie `ne Martens Kappe in die Rippen. Damit trifft man oft und gerne ins Schwarze, wird auch der eigenen Szene und deren tragikomisch unterhaltsamen, selbst inszenierten, „Großen“ genügend Wasser in die Augen (…und ins Höschen) treiben und versteckt sich nach wie vor vor NIEMANDEN, was die eigene Aussage angeht. Das kommt dermaßen frisch und sympathisch ungehobelt `rüber, dass man -selbst WENN- man musikalisch lahmen würde, nur bestes für dieses Album finden müsste, WENN – ja wenn- man sich eben musikalisch auch noch mal um 100% gegenüber dem Debüt gesteigert hätte! Da sitzt alles, jeder Chor zieht mit, jeder Schlag aufs Schlagzeug lässt den Stiefel wippen und sogar ein paar angetäuschte Offbeat Passagen hat man im Programm. Diese Hurenböcke (Verzeihung: Lammspringer) haben hier ALLES auf GANZER LINIE richtig gemacht. 12 Stücke deutscher Oi! von und für Skins, mit der richtigen Einstellung und für mich ganz weit über dem was andere hierzulande als „den großen Wurf“ anpreisen! Anspieltipps gefällig? „Niemals angepasst“ (Ansage an die richtige Adresse!!) „DU“ (grandiose Ballade mit deftiger Payback-Attitüde – yes!!!!!!) /„Szeneschlampe“ (wie oft darf ich hier noch das Superlativ üben, ohne in Verdacht zu geraten die Objektivität bei der Scheibe zu verlieren??!) / „Mehr als nur ein Wort“ / „Wir warn als erste da“ / „Andere Werte“ ( diese Jungs tragen das Herz immer noch am rechten Fleck) / „Ich hoffe es tut Dir leid“ (wird blind & komplett unterschrieben)/ „Chantal aus H.“ (!!) /“Aus den Augen aus dem Sinn“ ..verdammt, es gibt hier einfach keinen Ausfall, da kann man das Ding schütteln, umdrehen und gegen die Wand werfen solange man will.. auch wenn andere (mit der „guten“ Moral, anstatt dem Herz am richtigen Fleck) sicher ganz fix genügend zum in den Wind heulen finden werden- noch besser! Auf die Böcke, fertig, Möh! 7/7
Plan of Attack – All or nothing 10” (Randale)
Der Opener „Back from the Dead“ macht Laune, „Crash Course” setzt mit flottem Basslauf und treibendem Schlagzeug melodische Akzente und wen das noch nicht überzeugt hat, dass das hier eine echte Oi! Granate aus Down Under ist, dem fräsen die Australier aus Brisbane die letzten Zweifel mit schneidenden Riffs aus dem Ohr. Zwischendurch scheut man auch nicht den tritt aufs Gaspedal, so dass man auf den 6 Titeln dieser 10“ gelungen vermeidet nach nur einem Thema zu spielen und auch nur im Ansatz langweilig zu werden. Vergleiche fallen da schwer, da die Band zwar harten Oi! /Skinhead Rock n Roll zu spielen weiß, aber genug Schwung in den Saiten hat, um auf eigenen Beinen zu stehen. Nur soviel vielleicht: wären Bonecrusher keine Streetpunks sondern Skins, dann käme das der Sache hier VERDAMMT nahe.. und bei „Path of least Resistance“ kommt man sich positiv ans erste Toughskins Album (auf Vulture Rock seinerzeit) erinnert vor. So knallt diese 10 Zoll Scheibe in einem durch und lässt nur eine Frage offen: Wann und auf welchem Level setzt man nach? Anspieltipps: „Back from the Dead“/„Crash Course”/“All or nothing” “Just because you’re paranoid” und das eben genannte “Path of of least Resistance”. Oi!Oi! Aussie!!! 6/7
Perkele - Perkele Forever (Bandworm)
Perkele, die Vorzeige Skinhead Band aus Sverige, eröffnen mit einem Titel der "Punkrock Army" heißt und sich in den ersten Takten anhört wie eine dieser unsäglich heimlichschwulen Power Metal Scheiben, bei dem sich einem die Sackhaare von alleine glätten wollen.. -Für Überraschungen & Gegensätze sind sie also zu haben. Ziemlich schnell lenkt man aber ein und schreddert im gewohnten Ziel, aber um gefühlte 77 Tritte aufs Gaspedal schneller, drauf los. Mit „Me“ / „Paradise“ / der Folk Nummer „Diamonds“ / „Waste of Time“ / und dem stark an The Who’s „Teenage Wasteland“ erinnernde „Someday“ hat man wieder Nummern der typischen Perkele Machart auf Lager, die auch diesmal wieder garantieren, dass Freund (und Feind) der Band nicht leer ausgehen werden. Allerdings sei auch erwähnt, dass der Weg der Band mit jedem Album geschliffener und „sauberer“ zu werden, hier fortgeführt wird, so dass man bei einigen Nummern hier schon fast einen Pop Einschlag heraushört. Lediglich den Einsatz der Kirmesorgel würde ich noch mal überdenken, ansonsten aber ein Album was Perkele Fans im oft zitierten Dreieck springen lassen wird, trotz Pop-Einschlag. Spätestens beim Rausschmeißer „Always coming back“ weiß man aber wieder weswegen wir unser schwedisches Ferkele so gern haben! Fjel tak! 5/7
Prolligans - ..mit Fug und Recht (KB Records)
Als ich das erste Prolligans Album gehört habe, fiel es schwer nicht den totalen Verriss `rauszurotzen. Gesangstechnisch wurde einem da alles abverlangt, was besonders daran lag, dass es hier mit zwei Sängern zur Sache ging, von denen einer grunzte wie ein Anthrax geficktes Schwein im Kölsch-Cola Rausch. Nein, so was lässt hier nicht die Lunte glühen. Dafür hat man aber jetzt geprobt (Oha!), den grunzenden Charakter gegen meinen alten versoffenen Freund Pöpp (um Himmels Willen, Deutschland es geht Bergab – ein weiter Fall für Sherlock Sarazzin!) ausgetauscht, das gesamte Line up gewürfelt und so präsentiert sich nun – Menschheit, höre und staune! - frecher, Schrammel Oi!, wie wir ihn schon mit Smegma mochten. Gewollt verpeilt gekotzt, prollig, trinkfest und eben alles was man sich sonst noch stilecht bei diesem Bandnamen wünschen kann. Mit so was gewinnt man vielleicht nicht den Pulitzer Preis, dafür aber jeden Trink und anschließenden Weitkotzwettbewerb in der Eck-Kneipe gegenüber und wenn wir in diesen Zeiten nicht genau da die letzte Bastion ehrenwerter Vorsätze finden, Kinder, wo denn dann?! Musikalisch lässt man es aber wirklich krachen, denn hier ist „Druck“ das mittel zum Zweck, oben drauf Chöre und die ein oder andere kritische durchdachte Ansage kommt dann doch nicht zu kurz. Auch im kritischen Bezug auf die eigene Szene. Den Spaß verliert man dennoch nicht und präsentiert u.a. eine Prolligan’sche Ummünzung des Doofen Klassikers „Mief“ aufs bandgeeichte „Kahl“, wobei besonders die Textzeile „Ob Teenie oder Renee“ dem ein oder anderen noch aus dem Bezirk 7 #8 Bericht des Oi! the Meetings bekannt sein dürfte, wo man mit Pöpp zusammen zu frohen Teeniejagd ..hüstel.. blies. Wer sich selbst nicht zu Ernst nimmt und auch mal über die eigenen Klischees lachen kann, dem empfehle ich folgendes: Feinripp Hemd anziehen, Jogginghose mit Senf bekleckern, zurücklehnen, herzhafter Biss in die Bratwurst, der satte Spritzer Fett aufs U-Hemd wird sich mit `nem ordentlichen Schluck Dosenbier schön getrunken und wer es jetzt noch schafft mit einem gerülpsten Oi! diese CD anzuzählen, weiß wo hier der Hammer hängt. Proll Oi! – Authentischer geht das wohl kaum. Prost.
Down by the Köttelbecke – So lange es geht EP (Hass Produktion)
Hass waren eine Band, die von 1978 bis 2007 zweifelsohne Deutschpunkgeschichte geschrieben hat. Mit DBTK haben wir das Nachfolgeprojekt der, bis auf den Schlagzeuger, geschlossenen alten Hassriege um Sänger Peter, aber dennoch nicht das anknüpfen an alte Hass Tage. Alles Neue macht der Mai, das gilt eben auch im Oktober, in dem das Ding hier zum hören vor liegt, denn auf „So lange es geht“ herrscht die Losung „Weniger Pogo – mehr Gitarrensolo“. Trotz allem, auch das werden wir nicht müde zu sagen, immer noch weitab vom unerträglichen sog. „Deutschrock“ Rotz geparkt. Produziert wurde sauber und gewollt trocken, ohne viele Effekte oder Kaschierungen im Sound, dafür Clubtauglich und nun nach Selbstdefinition für sich (neu) entdeckter Rock n Roll Attitüde. Ob sich das jetzt durchsetzt wird man sehen, ein spielerisch fähiges Produkt haben wir hier auf jeden Fall. Wie gesagt, mit der Band Hass hat das bis auf die oben genannten Protagonisten nichts mehr zu tun, wer aber rockigen(!) Deutschpunk antesten und wissen will wie so was klingt, der sollte hier ein Ohr riskieren. Auf der limitierten Vinyl 12“ EP (500 Stück) gibt es 6 Stücke – auf der CD Version gesellt sich noch ein Bonus Track dazu.
Split Image – Ich bin Ich / Guten Tag Doppel CD (KB Records)
Keine neuen Scheiben, sondern zwei Alben aus den 90ern auf Zwei CDs als Doppelalbum zusammengefasst, für alle die damals zu spät gekommen sind. Kommen wir zu den einzelnen Alben: Die „Guten Tag!“ kann ich mir heute wie damals nicht anhören, dafür nervt der undeutliche, näselnde, seltsam intonierte Gesang zu sehr, auch wenn man damals textlich schon versucht hat mehr zu sagen, als es zu dieser Zeit unbedingt der Usus gewesen ist. Da gefallen die 6 zusätzlich auf diesen ersten Silberling geschmissenen Bonustracks schon besser und stehen (sicherlich gewollt) neben dem Schaffen der damaligen Freunde von Daily Terror. Auf der „Ich bin ich“ gibt es dann ausgefeilteren Gesang und auch insgesamt treibenderen Sound, der sich von da an exemplarisch für Split Image zeigen sollte. Ebenso wie textlich hier noch weiter die klare Aussage angesagt war. So wurden schon damals Themen aus Politik und Gesellschaft sowie szenebezogener Kleingeistigkeit angesprochen, vor denen sich heute noch einige scheuen würden diese textlich heißen Eisen anzufassen. Stellvertretend dafür stehen Songs wie „Tot und begraben“ und „Taliban“. Dazwischen vergisst man aber auch das feiern nicht und hat mit schnellen Songs wie „Verräter“ / „Chaos“ und „SKAnders“ auch etwas zum tanzen dabei. Ich würde dieses Album jedem empfehlen der auf Deutschpunk steht, besonders denen die nach dem Tod von Daily Terror Pedder genau den Sound zu deren Hochzeiten gemocht haben, dann macht ihr hier bestimmt nichts verkehrt. 4/7
Tom Toxic & die Holstein Rockets / lim. !!Doppel!! CD Auflage (Halb 7)
Das Debüt war schon klasse – der Reifen hier ist –Tusch!- noch besser!! Neo-Rockabilly / Rockabilly alter Machart, die GANZ alte Schule, frisch und frei vom Slap Bass gezogen und so sympathisch, dass man den verdammten Silberling gleich nach den ersten Takten mögen muss!! Durch vermehrte Tritte aufs Pedal für die Verzerrung sicher auch für Psychos eine rundum empfehlenswerte Sache und mit Hits wie „Wieder unterwegs“ / „Auf nach Memphis“ / „Die alte Kutte“ und „Grün und Blau“ ohne albernes Geplänkel ein echter Goldkeks! Hier stimmt einfach Aussage, Anspruch, Texte, Musik und grundsympathische Ausstrahlung von der ersten bis zur letzten Nummer. Selbst wenn es ab und an mal zu langsam wird, nimmt man das der Band nicht krumm, denn dafür geht die nächste Nummer wieder nach vorne –in jedem Fall aber immer ins Ohr. Aber nicht genug der lobenden Worte, nein die Lütten legen sogar noch nach und klatschen bei der lim. Doppel CD Edition dieses Album auch noch ne zweite CD oben drauf, die den Titel „Noch was aus Kiel“ trägt und uns mit weiteren 8 Stücken von der Studio und Live-Front verzaubern. „Das ist Rock n Roll“ macht Laune, „Midde Bahn“ tröstet übers bundesweite Nahverkehrschaos, „Pleite, blank und abgebrannt“ setzt sich zum nachpfeifen beim nächsten Kneipenbesuch sofort im Ohr fest und die Live Tracks mahnen, was man hier in der Vergangenheit Live verpasst hat, weil immer irgendeine andere Scheiße dazwischen kam. Verdammte Axt, beim nächsten –Billy Ausflug im Bezirk 7 sind die Jungs & das Mädel für `n Interview fällig- Flat Top Ehrenwort! 6/7
The Brains - Zombie Nation (Leech)
Das man in Kanada nicht nur Bären, Elche & Wild schießen und Eishockey spielen kann zeigt uns das Punkabilly Trio The Brains. Mit ihrem Hochgeschwindigkeitsslap am Bass, Kunstblutmaskerade, hörbaren Schlenkern zum Horrorpunk und gesuchten Verknüpfungen zum Sound früher Nekromantix & Tiger Army will man hier die dunkeln Herzen verzücken. Dafür wurde sich nun in Montreal im Keller eingeschlossen und aus sicherer Quelle weiß ich, dass dieser nur verlassen wurde um neue Klebe-Wunden aus dem anliegenden Halloweenshop zu kaufen. Das Ergebnis haben wir jetzt vorliegen und Freunden oben genannter Bands sei „Zombie Nation“ wirklich ans Herz gelegt, denn genau zwischen diese Stühle setzt sich dieser Silberling mit Titeln wie „As I stand“ / „Devil’s Crossroads“ und „Sweeter than Wine“. Textlich geht es um Zombies und all die Sachen, mit denen man sich als Untoter eben so im Alltag `rumärgern muss- halt das übliche: Die Steuerklärung, das kalt halten der Einzelteile der Freundin im Kühlfach, ach ja: und feiern kann man auch noch! So legt man besonders gegen Ende mit den Hits „Mexikaners“ und Depeche Mode’s „Enjoy the Silence“ noch mal ordentlich Holz ins Feuer des hofeigenen Scheiterhaufens. Und weil die Buben das gut machen, bleibt dieses Album (obwohl das hochwertig gemachte Digipack mit HEISSEN(!!!) Zombie Mädchen(!!!!!!!) Fold Poster Out sicherlich gut gebrannt hätte)auch von selbigem Schicksal verschont. 4/7
Faccao Oppsta vs. Mao de Ferro (Bruised Knuckles)
Das Leben ist schon manchmal voller Überraschungen: Post aus Finnland im Kasten und im Umschlag steckt eine Split CD von Bands aus Portugal und Brasilien! Das die Bands nicht nur die portugiesische Sprache eint zeigt sich dann auf den folgenden 11 Titeln, denn stampfender und krachender Skinhead Sound wartet darauf hier aus den Boxen zu knallen. Faccao Opposta zeigen sich im brutalen Mitteltempo, ohne falsche Ambitionen direkt auf die 12 und liefern mit „Skinheads“ und „Anti Hippie“ astreine Stiefeltreter direkt von der Strasse, die Laune auf mehr machen. Mao de Ferro dürften einigen vielleicht bekannt sein, da sie hierzulande schon mit einer Veröffentlichung auf dem Label meines guten Freundes Oli von Randale Records geglänzt haben. Deren Stil, flotten Oi! Sound mit Akkordeon zu verbinden, hatte damals schon gefallen und tut es heute (erfreulicherweise) immer noch. Mit „Hooligan“ eröffnen sie ihren Reigen und legen sofort los, denn Zeit schinden gilt nicht, das gilt auch für straffe Nummern wie „Slainte“ bei dem die Schnapsgläser am Tresen zersplittern genau so wie für die weiteren Beiträge die hier immer noch noch einen absoluten Geheimtipp verheißen. Gute Split und schickes Cover ..nicht nur weil ich mir genau dieses Hemd, in der Hoffnung ein extremst seltenes Teil zu ergattern vorgestern zum total überpushten Preis aus England gekauft habe.. willkommen in der Tucken Welt von „Sex and the Bezirk“, haha.. Diese Split lohnt ich jedenfalls ohne Frage anzutesten – Nicht nur für Exotenfreunde! 6/7
Die angefahrenen Schulkinder – Wieder Wurst zu Weihnachten DVD (Pogo Pop Musik)
Ich erinnere mich noch gut an die „Skandale“ vor gefühlten 120 Jahren in der Bravo, als es um die Schulkinder Mach(t)werke „Tötet Onkel Ditmeier“ und „ Steffi Graf“ ging- mindestens noch genau so gut, als ich mit 14 von der Köln zu Fuß bis zurück nach Porz gelatscht bin, weil ich mein Zug-Geld für die „Tötet Onkel Dittmeier“ 12“ Platte ausgegeben hatte. Schon da war klar, dass die Schulkinder sie nicht mehr alle am Zaun haben. Den Schaden haben sie sich immer noch nicht richten lassen, davon zeugen bereits die Titel dieser Weihnachts(!) DVD a la „ich kack‘ ins Winterwunderland“ / „Marianne und Michel in Afghanistan“/ Florian Silberhaufen“/ „Daumen im Po“/ „Wer sich schon vor dem Frühstück“/ „Die drei Neger“/ „Das verwichste Schnuffeltuch“. Das alles im Laufe einer Schulkinder-typischen Live Darbietung aufgenommen. Dabei wird wieder mit allem gebrochen: Anstand, Moral und als aller erstes mit sämtlichen Benimmregeln – da kommt auch das Publikum nicht ungeschoren davon: Teilweise erinnert das ganze an einem Ausbruch armer Seelen aus der Irrenanstalt, dann wieder nach bitterböse inszeniertem Chaos. Allerdings, das kann man drehen wie man will: Am Ende ist es doch das, was für die ansonsten weichgespülte deutsche „Comedyszene“ mit all‘ ihren, bis zur Unerträglichkeit durch die eigene affektierte Widerwärtigkeit gezeichneten Charakteren, zu hart ist und auf der anderen Seite Kapellen wie den „Kassierern“, die von sich behaupten Kunst darzustellen bei weitem überlegen, wenngleich das an dieser Stelle auch ein etwas spezieller Begriff ist. Während des Sets schlüpft die Band immer wieder in andere Rollen, bedient sich verschiedener Charakteren und ist wie ein Dreibeiniger Hund: Man will nicht immer hinschauen, tut es aber trotzdem! Grandios hierbei die 1:1 Umsetzung des Klassikers des „Schnuffeltuches“. Und bei der Verarsche von Peter Maffay und Udo Lindenberg gegen Ende müssen sich die Schulkinder selbst über den Quatsch den sie da machen kaputtlachen. Dennoch gibt es am Ende Hände in der Luft, Zugabe Rufe und ein frenetisches Publikum. Diese DVD bringt es auf eine Laufzeit von über 2 Stunden, danach ist man entweder ebenfalls total durch oder erkennt die Kunst der angefahrenen Schulkinder an, Kompromisse gibt es da wenig. Aber wollen wir nicht grade so etwas in diesen polarisierenden Zeiten haben -und was passt da besser als die besinnliche Weihnachtszeit. Amen. 4/7
The Driftwood Fairytales / Crapstar – Split EP (Bakraufarfita Records)
Das Label mit dem schier unaussprechlichen Namen präsentiert hier eine hübsch aufgemachte Split Ep mit 4 Songs der Bands Driftwood Fairytales und Crapstar. Die Treibholz Schnacker (ich melde jetzt schon Copyright auf diese grandiose Wortschöpfung an, haha) präsentieren sich in Artwort und Musik irgendwo im Spagat zwischen ruhigem Punkrock und Indie Rock- mein Tip: Cleaner singen, mehr Hall auf die Gitarren und der Weg zum Indie Hype ist erreichbar! Zwei Tracks, die musikalisch solide sind. Ich glaube aber ein etwas anderes ,klanglicheres, Outfit steht den Herren besser- bzw. bringt diese sicher weiter. Crapstar befinden sich zwischen Punkrock und einem Schuss neueren Hardcore Gemischs, dass so auch von vielen Ami Kapellen grade vom jüngeren Semester hoch im Kurz zu stehen scheint. Auch hier eine solide Leistung und für Interessierte oben angeschnittener Musikarten, kann man diese Nachwuchs Bands online vortesten, um dann auch dieser limitierten EP seine Gunst zu erweisen.
Francesco / All Aboard – Split (Bakraufarfita Records)
Dieser Francesco scheint ein cooler Fucker zu sein – zumindest ist es die Band, die sich nach ihm benannt hat, denn wer auf seiner Coverseite, dieser hübsch aufgemachten EP eine solch imposante Largeframe Vespa platziert, der kann –zumindest für den Scooterboy- kein schlechter Mensch sein! Spielen tun Francesco ein flottes Nu-Punkrock Gemisch, dass auch Freunde der Foo Fighters sicher erfreuen dürfte, denn ein paar Grohl’sche Anleihen hört man hier gern `raus. Mit „Call oft he Wild“ lässt man den Tiger aus dem Zweitakter Tank und macht Laune auf mehr. Die Gewinner auf dem Teil sind für mich All Aboard, die hier mit melodisch gehaltenem Sound und einem Mix aus Punkrock, Indie, Ami Punk und vor allem viel Melodie, im gewollt klein gehaltenen & nicht überdimensioniertem Sound, überzeugen. Gefallen mir wirklich gut und käme diese Band aus den Staaten, bin ich mir sicher, würden uns die „trendigen“ Radiostationen dieser Republik damit zu Tode quälen. Da dem aber zum Glück nicht der Fall ist, können wir uns an diesen beiden Titeln erfreuen und gespannt sein, was diese 4 jungen Burschen noch so planen. Sympathisch sind sie jedenfalls. ..auch wenn alle mal geschlossen zum Frisör müssten. 4/7
All Aboard! – Radio EP (Three Chords)
Frischer unverbrauchter Punkrock der neueren /jüngeren Generation- aber bei weitem nicht so weichgespült wie viele anderer diese Sparte, von denen man den Anschein hat, dass sie sich nur gründen um anschließend in einer Tour den Arsch für die Plastikindustrie und genügend Radio Airplay hinzuhalten. 4 Songs gibt es hier drauf, alles samt mit Schmiss nach vorne und wer Bands wie Nothington mag, der sollte diese Band antesten. Anspieltip „Values“ – sowie die Tracks der Split mit der Band Francesco. 4/7
GammaBlitzBoys – 1.21 Gigawatt (Rookie)
Ich müsste jetzt lügen, wenn ich behaupten würde, dass Elektro nun unbedingt die Musik ist, die mich irgendwann mal mitgerissen hätte. Was ich allerdings mag sind einige Titel aus der NDW Ära und genau daran erinnern einige Stücke auf diesem Album, wie z.b. „Bound from Destiny“ und „Maschinenkind“ die ohne/ oder mit weniger stampfendem Elektro Beat auch aus dieser Zeit hätten kommen können. Die Texte sind durchwegs auf deutsch, die „Instrumentalisation“ (wenn man es so nennen mag) durchwegs elektronisch aus Beats gebastelt und betitelt wird dieses Album von den beiden Machern selbst als „Elektropunk“. Was sympathisch dabei ist, ist dass die GammaBlitzBloys ihr komplett eigenes Ding machen, sicher alles andere als alltäglich und genug Fläche zur Diskussion bietend, ob man das Ding nun schrecklich, gut oder eben interessant findet. Ich finde einzelne Tracks hier durchaus vom Aspekt der Eigenständigkeit gelungen und mit der Verbindung 80er, NDW, Synthie Anleihe und nicht allzu aufdringlicher Elektrokante (wie es beispielsweise Deichkind in einigen Ihrer Stücke für mich übertrieben haben) kann ich leben, bzw. mir diese Album auch ruhig noch ein zweites mal anhören. Ich bin mir sicher, dass die GammaBlitzBoys in der Elektroszene einschlagen werden wie’n Systemabsturz am Neujahrsabend. Ein antesten auch über den Rand dieser Szene hinaus dürfte für einige eine echte Überraschung inne halten. 5/7