Absturz – die Ruhe vor dem Sturm (Burnout Records)
Nach dem denkbar „grandiosen“ ersten Eindruck des „Schwarzer Engel“ Albums, hier nun der Zweite Streich der Band Absturz. Ich weiß nicht wie viele Leute Absturz auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt haben, oder ob sie selbst begriffen haben, dass man sich mit der eigenen Darstellung auf dem Debüt in jeder Hinsicht einfach nur der Lächerlich Preis gegeben hat, aber es scheint sich einiges geändert zu haben. Zum einen hat sich Schlagzeuger Fabi die Haare geschnitten und auch sonst an sich gearbeitet und sieht nun nicht mehr aus wie der zwei Jahre jüngere Brüder des S04 Torwart’s Manuel Neuer, zum anderen ist die oberpeinliche Affektiertheit des ersten Albums am Gesang verschwunden, auch sonst ist man musikalisch in allen Belangen fähiger, als man es auf dem katastrophalen Erstling war. Ein guter Indikator dafür ist, dass man diese CD sogar in einem durchhören kann, ohne entnervt die Skip Taste zu suchen. Auch ist man weg vom –einfach nicht mehr erträglichen Deutschrock, mit dem fast jede Bauernkapelle dieser Tage sich genötigt sieht für andere Bauern und Volldepp-Metaller (..ist das nicht das gleiche?) zu zocken. Dafür gibt es einen rockigen Punkrockmix mit KrawallBrüder orientierten Gitarren und Chören. Sogar ein paar Anspieltipps wollen einem hierbei aus der Feder huschen: „Nur mit Euch“ / Der letzte Tag“ / „Bleib dir Treu“ und „Streetrock Siegerland“- was um längen sympathischer kommt als das „Geilste Band aus dem Siegerland“ Geprolle des Vorgängers. Kinder, warum nicht gleich so- wieso macht ihr’s dem Onkel denn erst so schwer? 4/7
Split Image – Wald & Wiese MCD (KB Records)
Zur WM `10 haben Split Image den Song „Wald & Wiese“ aufgenommen, in dem sich sportlich mit diesem Event und seinen Randerscheinungen auseinandergesetzt wird. Der Song scheppert ganz gut, auch wenn das erwartete Highlight dann doch ausgeblieben und an Spanien gescheitert ist.. da diese aber wenigstens Holland in den Arsch getreten haben, sehen wir unseren spanischen Freunden natürlich alles nach. 5 Weitere Lieder gesellen sich dann noch auf dieser M-CD dazu, die die verschiedenen Schaffensphasen der Band aus den Jahren 1993, `95 , `97 und 2006 zeigen und mit „politisch korrekt“ einen Gruß an die genau richtige Adresse frankiert haben! 4/7
Hauschka – Foreign Landscapes (Fat Cat)
Hauschka ist der Pianist Volker Bertelmann, der hier mit Klassik Orchester 12 mal neo-impressionistische Kompositionen präsentiert. Dennoch ist das ganz def. keine Musik zum nebenbei hören- dafür ist das Ganze zu anstrengend. Ich gebe sogar zu, dass ich das hier nicht die kompletten 12 Tracks ausgehalten habe. Eine Liebe zur Klassischen Musik ist hier zwingend und ein Musikverständnis, dass das Komplexe dem eingängigen vorzieht. Ich gebe zu: Ich bin daran gescheitert.
Quartier Libre - 69, 77, 84.. (Randale)
69, 77, 84 – das sind Zahlen, die man im Oi! & auch Streetpunksektor gerne zitiert, hier wurde dagegen weniger zitiert, als auf eigenes Tun gesetzt. Gediegener Streetpunk aus Frankreich, in Landessprache vorgetragen, mit Saxophon und Offbeatanleihen. Erinnert alles sehr an die grandiose 8°6 Crew, die ebenfalls Punk/ Oi! und Ska verbunden haben OHNE das das weh getan hat (und die nebenbei wieder neu reformiert mit neuem Album in den Startlöchern stehen!)! Mit gleicher Mixtur geht man hier ans Werk und überzeugt mit 12 satten Nummern, die (trotz in diesem Leben nicht mehr möglich erscheinendem Zugang zur französischen Sprache) absolut O.K. gehen und sich auch ohne Magenzwicken erneut ins Rennen schicken lassen. Testet die Band ruhig mal an, für Ska-Fans, die auch mal gerne `ne Punkplatte auflegen dürfte das hier genau das richtige sein! 4/7
I Heart Hiroshima – The Rip (Cargo)
Die ersten 3 Lieder liefen schleppend an. Irgendwie wollte das nicht so ins Ohr wie vielleicht von den Protagonisten gedacht. Vielleicht. Vielleicht ist das aber auch Absicht und der Wartende soll wie so oft (..ok, so wie manchmal) dann doch noch des Guten fündig werden, denn was sich mit „South“ aus den Boxen schlingert legt den Grundstein zu einem absolut überraschenden, frischen und sympathischen Indie Rock Album, das man – ich möchte das Fazit gerne vorweg nehmen- gerne der guten Worte preisen kann! Wie eine raue Version der Subways spielt man sich im Spagat zwischen Melodie, Geschrei und windendem Turbocrash durch die folgenden Nummern des insgesamt 14 Titel starken Silberlings. Produziert wurde bewusst nicht zu klar, was die Scheibe allenfalls aber noch `ne Spur mehr lebendiger hält, als sie ohnehin schon klingt, hält. Da brauch keiner mehr Vakuum oder steriles konservieren – da lauscht man gerne schallernden Crashbecken und gleichermaßen treibenden wie tragenden Melodien. Das das Ding nun aber auch noch aus Australien kommt und nicht aus der der Trendschmiede emsiger U.K. Macher verwundert zusätzlich- auch positiv! Subway Fans müssen (Befehl aus der Chefetage) das Ding antesten, der Rest lässt sich bitte mit Nummern vom Schlage „South“ / „Old Tree“ / „Four Sails“ / „River“ /„Here it comes“ und „Listen“ überzeugen. Das hier könnte ohne Frage einer DER Indiekracher der kommenden Zeit werden!! 6/7
Betty and The Werewolves – Teatime Favourites (Damaged Goods)
Die Vivian Girls haben heute Husten. Da die Apotheke soweit weg ist und grade auch der Bus nicht fährt bleibt man im Bett. Gut für BATW, denn die springen mit Volldampf in die Seifenkiste und überholen ohne den Blinker zu setzen. 14 Stücke hat man im Gepäck, alle irgendwo zwischen Post Punk, minimal angetäuschtem Garage, bei „Heathcliff“ sogar mit 77er verdächtigem Punkriff, Twee und sympatisch-rumpeldem Schlagzeug. Bei allem ist dann nicht nur für Krautohren der Titel englisch bis ins Mark (oder Teebeutel), auch der Gesang ist frischer nicht von der Insel in die Rillen dieser Scheibe zu bringen. Eine Geschichte mit Gründung in Camden/ London, Gigs im 100 Club und Aufnahmen im Eastend beheimateten Gizzard Studio und Onecat Studio in Brixton klingt auch einfach zu gut, als das man da im Endeffekt ein kränkelndes Ding auf die Welt loslassen könnte. Die Höhen erreicht man dabei mit Tracks wie „Good as Gold“ / „Francis“ / „Heathcliff“ /“Tu veux jouer“ / sowie dem charmanten „Should I go to Glasgow“. Und irgendwo weckt das Ding auch noch Erinnerungen an C86 Tage, wie sie dort von Bands wie Primal Scream mit „Velocity Girl“, The Pastels mit „ Breaking Lines“ oder Shop Assistants mit „Up to you“ für die Ewigkeit auf Tape gebannt wurden. Wer jetzt noch eine Vorliebe für 90er Girlgroups wie Elastica oder Lush mitbringt, sollte Betty und ihren (hoffentlich weniger haarigen) Mitstreiterinnen die Tür öffnen – Kreide muss sie dafür keine mehr fressen! 5/7
Abbruch – Aus dem Keller.. (Puke Music)
Binnen kürzester Zeit hier das nun schon zweite Album der D- Punk Kiddiepunks, die genau auch diese Themen bedienen. Das ganze 18-mal, im ruhigen Mitteltempo gehalten. Ein paar Tritte aufs Gas hätten da vielleicht nicht geschadet, denn bei 18 Stücken in fast gleichen Tempo ist ein Wechsel nicht die schlechteste Entscheidung. Unterm Strich mit Sicherheit genau das richtige für die Zielgruppe 15 – 18, die das erste bedeutungsschwangere Date auf dem Force Attack haben. Zu Gute halten muss man ihnen aber, dass zumindest Parolengedresche draußen bleibt, schon mal kein Schlechter Ausgangspunkt, auf dem man aufbauen kann. 2/7
Watermelon Slim & the Workers – Live at the Ground Zero Bluesclub DVD(Northernblues Music) ++ BEZIRK 7 TIPP ++
Watermelon Slim ist ein Original. Von seiner Erscheinung, seinem Auftreten und vor allem was seine Musik betrifft. Die ist Die Hart-authentischer Blues mit gezeichneter Stimme, ebensolcher Aussprache und einem komplett eigenem Charakter, der so weder zu kopieren noch sonst wie nachzustellen ist. Ein echter Blues Hund der sich hier durch eine voller nicht mehr zu packende DVD kaut. Ganze 18 Stücke fasst dieser Konzertmitschnitt, der es samt Geschichten, Auftritten von Musikerkollegen und dem methodischem Umfunktionieren eines Mikrofonständers in eine 16 Tonner Schaltung auf eine LANGE Laufzeit bringt, die alleine schon keine Wünsche mehr offen lassen würde. Musikalisch ganz tief im Süden zu Hause und mit Mundharmonika und Dobro /Slide Gitarreneinsätzen, die besonders Gitarristen hier das fürchten lehren werden. Ebenso wie Watermelon Slim’s Worte an die US Regierung vor „Black Water“! Was hier aus dem Bottleneck geholt wird ist mit handelüblichen Lehrbuch nicht zu stemmen. Für die Special Features dieser DVD hat man sich auch noch was einfallen lassen und zwar einen Bonus Teil, der nicht minder interessant für Freunde dieser Musik sein dürfte. Neben einem Interview, einer exklusiven Blueseinlage auf seiner Veranda zu Hause, bei dem unter anderem noch einige Bekannte ein paar fadenscheinige Taschen-und Würfelspielertricks aufführen (erinnert sich noch jemand an „Pronto Salvatore“ aus den 90ern – der Gute gibt hiernach freiwillig sein „Geschäft“ auf) gibt es auch noch einen Block, in dem Slim’s Kollegen ein paar Worte über das Schaffen und die Geschichte der Band erzählen. Nach sehen der DVD ist man dann wirklich platt. Mehr geht nicht, mehr kann man nicht, Medium wie die darauf enthaltene Leistung gehen hier an die Grenzen und wer durch Bluegrass, Rockabilly, Hillbilly, Country auch ein Ohr –und diesem Falle auch ein Auge- für Blues hat, der sollte dieses DVD unbedingt antesten und mit einer randvoll gepackten Ladung an Blues das Heimkino starten! 7/7
Soifass – Hypokrit (KB Records)
Soifass sind eine Band, die von Anfang an mit Überraschungen zu gefallen wussten – und das nicht erst seid gestern. Ich erinnere mich noch gut, als ich deren erstes Album vorliegen und aufgrund des Namens mit der dümmlichsten Proll-Rumpel Mucke gerechnet hatte. Das Ergebnis war dann allerdings ein komplett anderes, denn schon damals hatte die Band nicht nur ein Händchen für gute Melodien, sondern auch für Texte, die so sicherlich die meisten bei dem Namen nicht erwartet hätten. Seitdem sind einige Jahre ins Land gezogen und die Soifass waren nicht untätig, spielten viel, legten alte Scheiben wieder auf neuem Label (KB Bierdeckelversand) nach und präsentieren heuer ihr komplett neues Album. Eine Weiterentwicklung hört man da schon beim Opener „Leid“, der rockend und mit packendem Refrain die Marschroute festlegt. 12 mal gibt es hier auf die zwölf und zwar nach Bestem Können und flottem Schlag aufs Fell. Textlich gibt’s dabei wieder ausgefeilte Arbeit die sich hören und vor allem lesen lassen kann, während man musikalisch auch die harte Kante wie z.B. bei „Drop Down“ nicht scheut und damit an gern gehörte frühe 3. Wahl erinnern, während man mit „zum Teufel“ genau da ansetzt wo Smegma einst mit ihren besten Stücken aufgehört haben! Viel Zeit zum verschnaufen bleibt nicht, dafür knüppeln uns Songs wie „Stompingcrew“ durchs Berliner Nachtleben und von den Strassen an die Theken – und von da aus auch öfters mal aufs Maul. Melodie, Wut und Gefühl werden in „Kein Weg zurück“ so gut verpackt, dass man die selbstgerechten Onkelz-Abzieh Bilder Kapellen (die seid Jahren versuchen gleiches mit ihrer blassen Blindkopie auf den Punkt zu bringen) hier vorm inneren Auge vor Neid kotzen sehen kann. Gut gemacht! Die Aufmachung kann sich ebenfalls sehen lassen und bietet neben allen Texten und einem edelst gefertigten Fold Out Digipack auch noch einen Comic im Booklet, der das Gesamtbild und die eingangs erwähnten Überraschungen vollends abrunden. Mit „Schlechter Tausch“ fegen die Jungs den Laden leer und den letzten Staub aus den Boxen und machen auch nach diesem Album wieder Lust auf mehr. Gute Band und starkes Album! Wir seh‘n uns in Berlin. 6/7
Midnaid Devilz – Der letzte Gast (Randale)
Oi! Punk im Stil früher Krawallbrüder präsentieren die trink- und feierfreudigen Midnaid Devilz aus Kernkraftcity Greifswald. 13 Songs hat man, davon sind 4 Demo Songs, die man in einem Rutsch zu den Studiotiteln mit drauf geklatscht hat. Diese sind aber gut gemacht und fallen tontechnisch nicht negativ ins Gewicht. Wer auf Bands wie Krawallbrüder oder auch die Freunde von Ruhestörunk steht, der sollte die Band unbedingt antesten. Was ich persönlich etwas schade finde ist, dass man zwar eine ellenlange Bandgeschichte präsentiert, aber keinen Text zu den Liedern abgedruckt hat. Anspieltipps „Ein Prost auf euch“ / „Der letzte Gast“ / „Du weißt es“ / „Für Euch“ /„Keine Bange“ und „Mein Leben“ (auch wenn ich eine Stelle a la „zu viele Drogen“ eher fraglich bzw. abstoßend finde!). Mal sehen was da noch kommt. 4/7
4 Skins – The Return (Randale)
Es gibt immer wieder Platten, die schaffen es einem ein Gutes Gefühl zu geben – oder eben ein gutes Gefühl zurück zu geben. Ich müsste lügen, wenn mich nicht die Peinlichkeit und schlitzpiss’rige Anbiederei vieler „Skinhead“ -Bands der letzten Zeit in Richtung jeder sich zum händeschütteln anbietenden Pissfresse angewidert hätten. Alles weichgespült, alles nett getrimmt fürs ausschlachtbare Marketingprogram, den Festivalauftritt auf beschissenen komplett Szenefremden Events (EGAL, wie sehr man so eine Scheisse irgendwelchen Vollidioten noch als „Szene“ und „cool“ verkaufen will!) und am besten noch bei Kerner auf der Couch um die Wette „Entschuldigung“ sagen, wenn’s nur die eigene Rosette oder das geschundene Ego genügend versilbert. Hier habe ich eine CD vorliegen, die genau die ruppige Art Musik spielt und die mit der ungeschliffen rauen Art spuckt, weswegen man sich irgendwann mit 14 die Haare abgeschnitten hat. Da gab’s von der Gang gegenüber höchstens für in die Schnauze, als dass das als Steilvorlage gedient hätte sich möglichst konsumierbar zu präsentieren. 14 Songs lang gibt es hier eine 4 Skins Rückkehr, die spielerisch in die heutige Zeit passen, trotzdem immer noch kantigen und rockenden Rhythmus haben, der vielleicht nicht „schön“ ist- aber dafür AUTHENTISCH! Und das obwohl ich eher skeptisch war, denn es wäre nicht die erste Band, die nach einer großangekündigten Reunion mit eher tragikomischem Auftritt zurück auf die Bühne stolpert. Mit Titeln wie „The Return“ / „I don’t care“ / „Jealousy“ zeigt man aber das es auch ganz anders gehen kann. Dazu gibt es noch ein dickes Booklet zum mitsingen und bestaunen der 4 Hotten von heute, bei denen zumindest beim jungen Gary Hodges auf dem Cover und im Innenteil ein zwei Vergleichsblicke angebracht sind. Aber so ist das nun mal, die Zeit geht an keinem spurlos vorbei- um so angenehmer damit noch mal das Ergebnis dieses Albums. Mit „Sorry“ / „Yesterdays Heroes“ & „Evil“ gibt es dann noch mal drei alte Gassenhauer neu vertont. O.K., klarer Fall, die Originale werden auch weiterhin unschlagbar bleiben (gerade „Yesterdays Heroes“ ist einfach einer der besten Songs, den die 80er Oi! Mucke überhaupt hervor brachte), aber who cares. Der Vollständigkeit halber bleibt zu sagen, dass auch diese Titel nicht schlecht gespielt sind und dem Gesamtkonzept der Scheibe folgen, das da heißt: Alte Schule, Alte Männer, Neuer(!) Klang mit Altem(!!) Schuss. Und damit habt ihr von mir das absolute O.K. für diese Scheibe und wer Euch in halbschwammigen Bewertungen dieses Albums was erzählt, weswegen die Band heute Scheiße sein soll, da ist die Frage nach dem wirklichen bewerten und in Relation setzen zum Alte Schule Sound, wie man ihn heute VERTRÄGLICH präsentieren kann, gerne gestellt! Gute Aufmachung, eine pickepackevollgepackte CD, auf LP auch noch im LIMITIERTEN Klappcover, 14 Songs ungeschliffener England Sound und mit „I’m exclusive“ auch noch eine Nummer zum Rausschmiss, die nach langer Zeit mal wieder richtig Laune macht, sich vor der Bühne mit Freunden gleichen Geschmacks zu prügeln! 6/7
Trevolt – I All Hast (Heptown Records)
Wäre das ding auf Deutsch gesungen, dann hätten wir hier eine der typischen Deutschpunkbands, die ca. Mitte bis Ende der 90er umtriebig unter anderem auf dem Vitaminepillen Label ihr Unwesen trieben. Gesungen wird hier aber schwedisch- bleiben tut der Mid 90er Sound. Wer aber auf Bambix steht, der kann auch diese Schweden hier antesten. 3/7
Das Pferd des Gärtners – Sturmtaucher (www.pferddesgaertners.de)
Starten wir bei dieser CD mal mit dem, was als erstes ins Auge fällt: Dem Artwork! Das gestaltet sich in schlichter, aber gleichzeitig edel anmutender, Blechdose und die CD selbst ruht nach dem aufklappen im samtähnlichen Innenleben. Dabei fällt einem dann (im wahrsten Sinne des Wortes) auch das direkt das Booklet in die Hände, was eine Tracklist von 18 Stücken offeriert. Bis hier hin hat die Band mit dem pädagogisch wertvolle klingenden Namen schon mal alles richtig gemacht. Nach dem nun auch noch ein handnummerierter Vermerk zu sehen ist, der mir zu verstehen gibt, dass dieses Büchslein, samt silbrigem Inhalt, auch noch auf knappe 296 Stück limitiert ist, will einem schon fast nichts böses mehr einfallen, bevor man die ersten Akkorde überhaupt erst gehört hat. Für die ist es dann aber an der Zeit, nachdem die Play Taste ihrer Funktion Genüge trägt. Und jetzt geht’s ab: Ein schleppender, um sich kreisender Punkrockbrei, mit Endzeit heraufbeschwörendem Gesang bahnt sich wie die letzte Prophezeiung mit dem Opener „Hier kommt Pferd“ den Weg ins Gehör. Und jetzt schon ist klar: hatte ich hier aufgrund des Namens schon dämlichsten Deutschpunk im Sinne von Terrorgruppe, Wizo oder wie die „Aushängeschilder“ der „total lustigen“ Deutschpunkkapellen dieser Machart auch heißen befürchtet- ich habe mich getäuscht. Irgendwo zwischen Fliehende Stürme und sich nicht neigen wollender Gitarrenwand trampelt das Pferd. Textlich umgeht man jedes Klischee, spielt innovative und eigenständige Musik und hält sich nicht zu sehr an vorgegebenen Schubladen auf. Textlich geht es auf deutsch und englisch zur Sache, wobei ich hier die deutschen Nummern als eindeutig eher geglückt ansehe. Leider macht die Aussprache (der ansonsten auch auf diesen gut arrangierten Stücken) eine Strich durch die Rechnung. Die deutschen Stücke dagegen punkten hier entweder durch Power oder fast schon Dead Kennedies Artitüde „auf deutsch“, wie bei „Schwester der Verspätung“ oder einem paranoid-quälenden „Schlichtes Gemüt“. Wer den noten-infizierten Wahnsinn sucht sollte sich diese Band unbedingt mal zu Gemüte führen. Unter www.pferddesgaertners.de ist das einfach und problemlos möglich. Nicht einfache Kost aber mit einem eigenen Charme und Charisma, den ich bei einer ganzen Reihe anderer Veröffentlichungen der letzten Zeit vermisse! Genau so polarisierend wie das eigene nicht klarkommen mit den englischen Texten sage ich, dass diese Band mit einem komplett deutschen Programm (der hier gebotenen Lieder) ein Album stellen würde, das zu den Highlights deutschsprachiger Punkmusik der letzten Jahre (!) gehören würde. Sympathisch aufgemacht, hoch im Anspruch, hirnfickend in der Aussage- antesten dürfte sich lohnen!!
Antipathie - Oi! from the Eastside (KB Records)
Neue , frische Oi! Band im Stile der Krawallbrüder und frühen Werken einer gewissen Band aus Bernburg/Saale. Laute Gitarren, schredderndes Schlagzeug und ein Gesang, bei dem morgens mit Domestos gegurgelt wird, sind da die Hauptzutaten. Genüg Dampf haben die Jungs jedenfalls im Gepäck. Den sollten sie auch beibehalten, denn die Schwachstelle der Band sind leider Balladen. Diese ziehen sich viel zu lange und auch der Gesang will hier nicht so recht passen, da sitzt der flotte Schuh wesentlich eher. Mit Titeln wie „5 Jahre“ / „Morgenekel“ (Off Beat Nummer mit Augenzwinkern!) und dem spaßigen „Modepüppi“ hat man einige gute Nummern im Gepäck. Man wird sehen was man draus macht- nur , bitte, im eigenen Interesse: Bitte KEINE Balladen mehr. 3/7
Scheiss' ins Bett - So tickt der Tacho!
Ab sofort wird hier zur besseren Übersicht der kauffreudigen Zunft ein PUNKTESYSTEM eingeführt, das von 1-6 reicht!
Je HÖHER die Note, desto BESSER die Veröffentlichung- ass' klah?!
-Fein.
Jetzt zu den Positiv-/ Negativ- Ausnahmen:
Absolute Rohstoffverschwendungen werden mit einer kapitalen "0" gekrönt, während der absolute Ausnahme-Kracherreifen mit einer lieblichen "7" gekürt wird!
WERTUNGSFREI bleiben dabei Demos (da man hier nicht von einer "offiziellen" Veröffentlichung sprechen kann - und es ausserdem keine neue Band verdient bei ihren ersten Schritten verrissen zu werden) sowie die Art von Tonträger, zu dem einem beim Besten Willen einfach gar nix mehr einfällt..